Dem HD-Zwang kann sich niemand entziehen. Hat der
Megapixel-Wahn bei den Digitalkameras angefangen - hier hat eine einfache
Handtaschenkamera ja mittlerweile schon eine höhere Auflösung als die
Profikameras im Fotograben - haben auch die kleinen Videokameras nun den Hang
zu mehr. Doch was bei den portablen Fotostudios kein Ende zu nehmen scheint,
wird bei den bewegten Kollegen schon durch die Auflösung der verfügbaren
Fernseher beschränkt. Die AHD 200 von Aiptek kommt mit „720p".
Der erste Eindruck
Im ersten Moment weiß man nicht wirklich, wie man die AHD 200 anfassen soll. Am
Besten ist, man vergisst Videokameras, wie man sie kannte (waren das Zeiten,
als man die VHS Kamera schultern musste und der dicke Akku um die Schulter
hing), sondern gewöhnt sich an das einhändige Filmen. Das Gehäuse ist in
mattschwarz und silber gehalten, einzig das Objektiv wird mit Chromoptik
umfasst. Der „Auslöser" ist mit dem Zeigefinger gut zu erreichen, während mit
dem Daumen bequem navigiert oder gezoomt werden kann. Für arg große Hände ist
die AHD200 allerdings nichts - soviel vorab.
Die Ausstattung
Die Kamera macht nativ eine Auflösung von 5 Megapixel, also 2592x1944 Pixel und
interpoliert bei Bedarf auf 8 Megapixel (3200x2400). Wer Platz sparen möchte,
kann auch auf 3 Megapixel herunterschrauben. Für bewegte Bilder stehen die
Formate 352x240, 720x480 und in HD mit 1280x720, also 720p. Gespeichert wird
entweder auf dem - vernachlässigbar kleinen - internen Speicher oder auf
SD-Karten mit einer Kapazität von bis zu 32GB. Hier lässt sich schon eine Menge
Material aufnehmen - der nächste Urlaub ist gesichert. Das Bild wird bei Bedarf
als NTSC oder PAL ausgegeben. Das Li-Ion Akku wird per USB aufgeladen - so
kommuniziert die Kamera auch mit dem Rechner.
Die Praxis
In der Praxis schlägt sich die AHD 200 ausgesprochen gut, wobei ihre
Vorteile auch zugleich die Nachteile sind. Der Camcorder ist extrem leicht und
klein, was ihn zum einen sehr handlich macht, zum anderen aber natürlich auch
sehr Wackelanfällig. Wer gewohnt ist, mit einer schweren Spiegelreflexkamera
oder einer großen Videokamera zu hantieren, der wird sich anfangs recht schwer
tun.
Das integrierte Mikrofon ist wirklich brauchbar und der
einstellbare Weißabgleich (automatisch, sonnig, bewölt, floureszierend und
künstlich) sehr schön, um sich hinterher am PC viel Arbeit zu erspraren. Auch
die Effekte (schwarz/weiß und „klassisch") machen einen guten Eindruck, vor
allem wenn es einmal schnell gehen muss - Youtube lässt grüßen.
Wirklich großartig ist, dass der Camcorder in „H.264"
aufnimmt, also im .MOV-Format, das sich plattformübergreifend einsetzen lässt.
Somit muss niemand „außen vor" bleiben und auch die Apple-User kommen auf ihre
Kosten. Die Dateien lassen sich bequem in iMovie importieren und machen eine
Menge Spaß. Hier zeigt sich auch der Vorteil von der Aufnahme auf eine
SD-Karte. Während man bei herkömmlichen - auch digitalen - Camcordern noch das
Band überspielen muss, was genau so lange dauert, wie das Band nun eben lang
ist, werden die Daten hier einfach von der SD-Karte herunterkopiert.
Die Bildqualität
Ganz ehrlich, gehen wir nach der berühmten „Was nichts kostet, ist auch
nichts" Vorgabe vor, so können wir von der AHD 200 nichts, nein vielmehr gar
nichts, erwarten. Für schlappe 150 Euro soll sie HD ins Wohnzimmer bringen. Wer
nun aber meint, das ist gerade der Gnadenstoß für den kleinen Aiptek
Schützling, der täuscht sich gewaltig. Klar hat der Camcorder ein nicht zu
vernachlässigendes Bildrauschen, aber für den alltäglichen Gebrauch ist das
Bild mehr als brauchbar. Ein wenig mehr
Schärfe wäre zwar durchaus wünschenswert, dafür wird man jedoch durch knackige
Farben entschädigt. Außenaufnahmen gelingen dabei eher besser als
Innenaufnahmen. Und das nächste Madonna Konzert filmen die Profis zur
Sicherheit ohnehin auch nochmal mit.
Das Fazit
Wie heißt es manchmal so schön? „Kaufen, wenn sie einen günstigen Camcorder
haben wollen, der mehr kann, als nur Youtube bespaßen. Nicht kaufen, wenn sie
schon etwas besseres, oder einfach zu viel Geld haben". Das bringt es eigentlich
schon auf den Punkt. Für schmale 150 Euro kann man mit der AHD 200 wirklich
nichts falsch machen. Es muss einem lediglich bewusst sein, dass er sein Licht
braucht und wirklich sehr leicht ist - das Zittern sollte man sich also
abgewöhnen.